Samstag, 28. Januar 2017

Allotria und Galgenbrüder

Wenn wir auf einem Geburtstag auftreten sind wir in aller Regel der musikalische Akzent des Abends. Heute wird das anders. Wir eröffnen den runden Geburtstag eines Musikers, gefolgt von weiteren "unvermeidbaren Beiträgen", wie er es im Vorfeld formulierte.

Die Festspielleitung des Abends liegt fest in der Hand seiner Frau und es folgt ein Rausch an Darbietungen, der bis in die Morgenstunden anhält. - Bei einem guten Tropfen Nero d'Avola lehne ich mich entspannt zurück und folge aufmerksam den Beiträgen. Es wird überwiegend Klassik vorgetragen - vor allem Brahms - und ich bekomme Gänsehaut als mir auffällt wie viele Lippen sich stumm bewegen und still mitsingen.

Später folgen Couplets und plötzlich fordert eine junge Dame das Geburtstagskind zum Tango auf. Ein Pianist spielt beherzt zum Tanz auf und wie man die zwei im Hintergrund tanzen sieht, stellt sich ein Herr neben das Klavier und besingt sehr humorvoll die Tanzkunst des Gastgebers. Große Kunst, perfekt inszeniert und an Komik kaum zu überbieten.

Und schließlich treten die Sixtonics auf. Vor einem Jahr hat sich das Ensemble aufgelöst. Für diesen einen Abend sind sie wieder zusammen gekommen, umrahmen den Gastgeber und lassen die Comedian Harmonists noch ein letztes Mal aufleben.

Genau so, denke ich mir, muss es gewesen sein. Damals als sich in München die Allotria traf. Oder als in Berlin die Galgenbrüder zusammen saßen. - Alle machen mit. Und man spürt die Freude an der Kunst, den entspannten Genuss am ernsthaften Vortrag und den Spaß am Unsinn.

Was für ein unglaublich schöner Abend.